Ghostwriting für Umes Arunagirinathan und Peggy Parnass

Zwei Schicksale – ein gemeinsames Ziel

Umes Arunagirinathan und Peggy Parnass trennten fünfzig Lebensjahre, die Hautfarbe, das Geschlecht und auch sonst eine ganze Menge. Doch entscheidend war, was sie verband. Beide erlebten die tiefgreifende Erfahrung von Flucht und Vertreibung. Peggy wurde von ihrer Mutter 1939 mit einem Kindertransport nach Schweden geschickt, um sie vor der NS-Verfolgung zu retten. Umes kam 1991 als 13-jähriger unbegleiteter Flüchtling aus Sri Lanka nach Deutschland. Bei beiden verursacht dieses Schicksal viel Leid, aber löst auch den tiefen Wunsch aus, die Welt besser zu machen. Statt zu resignieren, widmen sie ihr Leben dem Kampf gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung, Ausbeutung und Diskriminierung.

Aus Peggy Parnass’ Texten und ihrer beider Begegnungen habe ich das Porträt zweier außergewöhnlicher Lebenswege gezeichnet, das überraschende Perspektiven auf zentrale Themen wie Heimat, Schmerz, Trennung oder Fremdsein eröffnet.

Geschichte für die Gegenwart

Für das Buch habe ich nicht nur Peggys zahlreiche Texte und Interviews gelesen, sondern mich auch in die Akten im Reichsarchiv in Stockholm und im Staatsarchiv Hamburg vertieft. Die eine dokumentiert Peggys Jugend als Staatenlose in Schweden, in der sie von einer Pflegefamilie zur anderen weitergereicht wird. Die andere ist die sogenannte Wiedergutmachungsakte. Darin schlägt sich über rund 170 Seiten und 15 Jahre der ermüdende Kampf um Entschädigung für den beschlagnahmten Besitz ihrer Eltern nieder, die deportiert und in Treblinka ermordet wurden. Der Schmerz über den Verlust ihrer Eltern und eines großen Teils der Familie hielt Peggy das ganze Leben lang wach, er beherrschte ihre journalistische und politische Arbeit. Ihre Reportagen über Gerichtsverfahren, auch die großen Majdanek-Prozesse Ende der 70er-Jahre, sind legendär.

Umes war vom ersten Moment an fasziniert von Peggys Stärke und ihrem unermüdlichen Engagement. Er erkannte die Seelenverwandte in ihr. Die Liebe zu den Menschen ist bei beiden, trotz mancher Enttäuschung, stärker als alles andere. Die Verknüpfung von Peggys Texten mit Umes‘ Standpunkten war eine anspruchsvolle Aufgabe für mich. Aber es ist gelungen, das Buch ist gefühlvoll und kämpferisch zugleich.

Peggy erlebte das Erscheinen der gedruckten Ausgabe nicht mehr, sie starb am 12. März 2025. Das Entstehen des Manuskripts hat sie jedoch mit wachem Interesse verfolgt. Sie war sehr glücklich, dass sich ihr Vermächtnis mit Umes‘ Blick nach vorn so eindrücklich verbindet.

Umes Arunagirinathan, Peggy Parnass aufgezeichnet von Doris Mendlewitsch

Grenzen akzeptieren wir nicht!

Über Migration, Heimat und den Wert der Freiheit

Rowohlt
ISBN 978-3-499-01783-4
Erscheint am 13. Mai 2025

Hörbuch bei Avocado

Großes Medieninteresse, Auftritte von Umes Arunagirinathan unter anderem in Volle Kanne (ZDF) und auf dem Roten Sofa bei DAS! im NDR

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